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Schwulen-Beratung: die AnfängeVor etwa 30 Jahren gab es rund 2300 Beratungsstellen in der Bundesrepublik. Keine einzige davon widmete sich aber speziell den besonderen Bedürfnissen und Problemen homosexuell liebender Menschen. Für Schwule, Lesben oder Bisexuelle gab es nichts – oder nichts Gutes. Daher gründeten wir selbst eine eigene, "richtige" Beratungsstelle. Unsere im Jahre 1978 neu geschaffene Einrichtung für "Gay Counseling" (Schwulenberatung) wollte von Anfang an dies sein:
Mit diesen Worten stellten wir uns damals der Öffentlichkeit vor. Es war die europaweit erste Gründung einer professionellen Beratungsstelle, täglich und ganztägig besetzt, von offen Schwulen für Schwule. Damit war Schwulen- und Lesben-Beratung erstmals nach dem 2. Weltkrieg institutionalisiert und professionalisiert. Zur Eröffnung kam Prominenz. Rundfunk und Fernsehen waren dabei. STERN und ZEIT berichteten. Zu Beginn unserer Arbeit in der hauptamtlichen Schwulenberatung im DGSS-Institut konnten wir uns auf unsere mehrjährigen Erfahrungen mit nebenamtlicher Beratungsarbeit im Rahmen der DGSS (damals: GFSS) stützen, auf unsere Lehr- und Vortragstätigkeit an verschiedenen Volkshochschulen (die in Düsseldorf war bundesweit die erste, an der wir 1976 das "Lernziel: Homosexualität!" anboten - dann kamen die VHS in Essen, Mönchengladbach, Krefeld und andere) und auf unsere Kenntnis amerikanischer Einrichtungen (z. B. dem New Yorker "Institute for Human Identity" von Charles Silverstein). |
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Schwulenberatung: heuteDas war, wie gesagt, 1978 – vor über einem Vierteljahrhundert. Inzwischen hat sich vieles verändert und weiterentwickelt. Seitdem haben wir rund 29.000 Klienten beraten und ungezählte Informationsgespräche geführt. Über uns ist in Fachzeitschriften, Büchern und Doktorarbeiten geschrieben worden. Wir selbst haben über unsere Arbeit ausführlich wissenschaftlich publiziert. Als 'DGSS-Institut' sind wir allgemein bekannt. Viele Beratungseinrichtungen und Arztpraxen verweisen an uns. Unsere Vertreter sitzen in kommunalen Gremien. Um die Probleme homo- oder bisexueller Menschen kümmern sich inzwischen auch andere Einrichtungen. Verschiedene örtliche Initiativen und Selbsthilfe-Gruppen bieten die Möglichkeit, zu bestimmten Zeiten telefonische Aussprache und solidarische Beratung zu bekommen ("Rosa Telefone"). Und speziell für AIDS gibt es in vielen Städten professionelle, semi-professionelle oder von engagierten Laien betriebene Auskunfts- und Beratungsstellen. Andere Schwulen-Beratungsstellen mit manchmal erfreulich hohem Standard und stabiler Struktur sind entstanden und bieten ihre Dienste an. Schwule haben sich in ernstzunehmender Weise organisiert, sind politisch präsent, werden von Parteien gehört und von öffentlichen Händen gefördert. Das alles finden wir gut. Sehr gut sogar. All diese Informationen werden von uns gesammelt und bei Bedarf Ratsuchenden aus dem gesamten Bundesgebiet zur Verfügung gestellt. Aber: noch immer sind wir die einzige professionell verantwortete, sexualwissenschaftlich und beratungspsychologisch fundierte Beratungsstelle in Deutschland, die jeden Tag von 9 bis 22 Uhr ansprechbar ist – auch an Wochenenden. Von Schwulen für Schwule, Lesben und Bisexuelle. Die älteste schwule Beratungs-Einrichtung dieser Art in Europa. Darauf sind wir ein bißchen stolz. |
Schwulenberatung
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