Arbeitsschwerpunkte:
Allgemeine Sexualberatung und -therapie; Bi- und
Homosexualitäts-Beratung ('Gay Counseling') und -Forschung;
AIDS-Beratung und -Forschung; Theoretische Grundlagen der
Sexualwissenschaft. Aufbau und Entwicklung der ersten sexologischen
Website für Forschung und Beratung in deutscher Sprache
(www.sexologie.org, seit 1996, inzwischen auch in Englisch).
Autor
bzw. Herausgeber von über 60 Fach-Veröffentlichungen,
darunter 9 Bücher und 2 Buchreihen (u.a. mit
E. J. Haeberle, E. Borneman, R. Lautmann,
H. Kentler, V. Sigusch, E. Schorsch; in den Verlagen
W. de Gruyter, G. Fischer, Suhrkamp, Thieme,
Luchterhand, Medical Tribune, Beltz, Continuum Publishers u.a.; teils
ins Englische bzw. Amerikanische übersetzt Publikationen).
Zahlreiche Vorträge auf Kongressen, Gastvorlesungen und Seminare
an Universitäten und (Volks-) Hochschulen. Fernseh-, Rundfunk- und
Zeitschriftenbeiträge und -interviews. Mitarbeit in
wissenschaftlichen und politischen Gremien.
Nationale
sexualwissenschaftliche Funktionen und Ehrungen u. a.: Gründer
(1971), Präsident (bis 1979), dann Ehrenpräsident der
Gesellschaft zur Förderung Sozialwissenschaftlicher
Sexualforschung (GFSS); dann Gründer (1982), Vizepräsident
(bis 2004) und seither Ehrenpräsident der
Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS).
Gründer (1978) und seither Leiter des Instituts für Lebens- und Sexualberatung und der
Schwulen-, Lesben- und Bisexuellen-Beratung im DGSS-Institut. Träger der
Magnus-Hirschfeld-Medaille für besondere Verdienste um die Sexualreform (2004). Mitglied
pro familia Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik
und Sexualberatung e.V.
Aus der Verleihungs-Urkunde zur Magnus-Hirschfeld-Medaille für besondere Verdienste um Sexualreform:
"Die Deutsche Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche
Sexualforschung (DGSS)
ist stolz darauf, ihre
Magnus-Hirschfeld-Medaille für Sexualreform
an
Rolf Gindorf
zu verleihen.
Rolf Gindorf hat sich in den letzten Jahrzehnten
beispielhaft und mit großem Erfolg für die Sexualreform in
Deutschland eingesetzt.
Er gründete mit der GFSS und der DGSS zwei sexualwissenschaftliche
Forschungsgesellschaften sowie mit dem DGSS-lnstitut eine bundesweit
anerkannte sexualwissen-schaftlich fundierte Sexualberatungsstelle.
Als langjähriger Präsident und
Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für
Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS) war er Organisator von
zahlreichen internationalen Fachkongressen zur menschlichen
Sexualität. Er trat als Sexualwissenschaftler mit mehr als sechzig
Publikationen hervor und gab unter anderem eine Schriftenreihe
„Sozialwissenschaftliche Sexualforschung“ mit heraus.
Seit Jahrzehnten leitet er das Institut für Lebens- und
Sexualberatung in Düsseldorf. Außerdem war er in
verschiedenen politischen Funktionen tätig, in denen er als
engagierter Kämpfer für die gesellschaftliche Integration
Homosexueller eintrat.
Insgesamt hat Rolf Gindorf einen wesentlichen
Beitrag zur Institutionalisierung der sozialwissenschaft-lichen
Sexualforschung und professionalisierten Homosexualitätsberatung
in Deutschland geleistet.
Heute, anlässlich der XVI. Fachtagung
Sozialwissenschaftliche Sexualforschung an der Universität
Lüneburg, ehren wir Rolf Gindorf nach
dreiunddreißigjähriger Tätigkeit als Sexologe mit der
Magnus-Hirschfeld-Medaille für besondere Verdienste um die
Sexualreform.
Lüneburg, den 27. Juni 2004
PD Dr. G. Runkel (Präsident)
Prof. Dr. K. Etschenberg (Vizepräsidentin) "
Internationale
Aktivitäten, Mitgliedschaften, Funktionen und Ehrungen u.a.:
Wissenschaftsrat am Shanghai Sex Sociology Research Centre; Delegierter
bei der World Association for Sexual Health (WAS) und der European Federation of Sexology (EFS); Society for the Scientific Study of Sexuality (SSSS); Sexuality Information and Education Council of the United States (SIECUS); Redaktionsbeirat des
Journal of Homosexuality. Editorial Board, 'Sexuality and Culture'.
Internationale Wissenschaftliche Komitees: XIII. (1997, Valencia)
und XIV. (1999, Hongkong) World Congress of Sexology sowie 6.
Congress of the European Federation of Sexology (2002, Limassol/Zypern).
Schwulenpolitische
Aktivitäten u. a.: 1962 veröffentliches Coming-Out in seinem
Fanzine KAREZZA, als der berüchtigte § 175 StGB in seiner
Nazi-Fassung noch inkraft war. 1969 Mitglied der ersten
(bürgerlichen, vor-studentischen) deutschen
Nachkriegs-Schwulenorganisation Interessenvereinigung Deutscher
Homophiler e.V. (IDH): Schreiben an führende Politiker und alle
MdB zwecks Streichung des § 175 StGB, Berichte im Spiegel. Seit
1970 kritische Artikel in den damals neuen schwulen Medien (Du &
Ich, Him, Gay Journal) zu schwulen Ideologien, vor allem zur
biologistischen "Veranlagungs-Ideologie", und zu schwulen
Geschlechtsrollen-Stereotypien ("Tunten"). 1971 Gründung des
Düsseldorfer Arbeitskreises Homosexualität und Gesellschaft
(DA): schwule Lobby- und Medienarbeits-Gruppe, die u. a. die
Richtlinien für Sexualerziehung in Nordrheinwestfalen reformieren
half. 1976 Organisation der ersten Volkshochschul-Kurse für
Schwule und Lesben in Deutschland ("Lernziel Homosexualität!"; in
Düsseldorf, Essen, Mönchengladbach, Krefeld u. a.). - Seit
1978 konzentriert er sich auf Schwulenforschung und -beratung, wobei er
ein freundlicher, bisweilen auch teilnehmender Beobachter neuer
Generationen schwuler Aktivisten bleibt. - Mitgliedschaften (meist seit
Gründung) und Mitarbeit u. a. in der Humanistischen Union (HU), im Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), im Schwulen Netzwerk NRW,
im Kriminalpräventiven Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf,
Arbeitskreis Vorbeugung und Sicherheit, Projektgruppe Gewalt gegen
Lesben und Schwule - Präventionsmassnahmen, im Forum
Düsseldorfer Lesben- und Schwulengruppen sowie in weiteren
politischen Gremien auf Landes- und kommunaler Ebene.
Private
Angaben: Geboren am 14.05.1939 in Köln. Seit seinem 19. Lebensjahr
schwerbehindert (spastische Halbseitenlähmung). MENSA-Mitglied
seit 1961 (Mitgliedsnummer M666). Lebt seit rund 50 Jahren offen und
veröffentlicht schwul in festen Partnerschaften: seit 1977 mit Wolfgang Gindorf geb. Christiaens,
Jg. 1956, mit dem er schon vor Jahren das Recht auf Eheschliessung
durch alle Instanzen bis zum Bundesverfassungsgericht einzuklagen
versuchte. Zwar nahm das BVerfG damals die Klage nicht zur Entscheidung
an, forderte aber das Parlament zur Schaffung von gesetzlichen
Regelungen für gleichgeschlechtliche Paare auf. So gab die
vielbeachtete "Aktion Standesamt" von 1992 letztlich den Anstoss zur
Verabschiedung der Gesetze zur Eingetragenen Lebenspartnerschaft
für Schwule und Lesben ("Schwule Ehe") durch den Deutschen
Bundestag. Während das Haupt-"Lebenspartnerschaftsgesetz" am
01.08.2001 inkrafttrat, wurde das abgetrennte, weil
zustimmungsbedürftige "Ergänzungsgesetz" von der
schändlichen konservativen Allianz von CDU/CSU/FDP im Bundesrat
blockiert. - Nach dem Inkrafttreten des zusätzlich erforderlichen
Landes-Ausführungsgesetzes am 01.10.2001 wurden die beiden am
selben Tag noch standesamtlich getraut - nach langem Kampf um Rechte,
Werte und Symbole endlich eine "Hochzeit" kurz vor ihrer
"Silberhochzeit". - In einer von den Agenturen übernommenen
Presse-Mitteilung der DGSS hiess es seinerzeit:
"Schwule Ehe im DGSS-Präsidium:
DGSS-Gründer heiratet DGSS-Sekretär
Am 01. Oktober 2001, dem
Tag des Inkrafttretens des
Lebenspartnerschafts-Ausführungsgesetzes in NRW, wurden Rolf
Gindorf (62) und Wolfgang Gindorf geb. Christiaens (45) als erstes
schwules Paar auf dem Standesamt Düseldorf getraut. Trauzeugen
waren die DGSS-Mitglieder Torsten Hagen Janke und Sascha Augustin.
Freunde, Verwandte und Presse nahmen lebhaften Anteil. Das Paar
legalisierte damit seine bereits 24 Jahre bestehende unfreiwillig
"wilde" Ehe, wie die Heiratsanzeige in der christlich-konservativen
"Rheinischen Post" verkündete.
Die
beiden Pioniere der Schwulen-Emanzipation (Foto: nach ihrer Trauung vor
dem Düsseldorfer Standesamt) leben schon seit ihrem 20. Lebensjahr
offen und veröffentlicht schwul, was etwa vor 42 Jahren nicht so
alltäglich war wie heute. Im Jahre 1992 waren sie vom selben
Standesamt noch abgewiesen worden und hatten bis zum
Bundesverfassungsgericht geklagt. - Die DGSS gratuliert dem Paar!"
Kollegiale Glückwünsche zum 60. Geburtstag am 14. Mai 1999:
"Lieber Rolf,
herzlichen Glückwunsch DEM, der seit 60 Jahren etwas aus seinem
Leben macht, und herzlichen Glückwunsch denjenigen, denen es gut
getan hat und tut, daß ER seit 60 Jahren lebt.
Viele Grüße und alles Gute für die Zukunft!"
- Prof. Dr. Karla Etschenberg,
Universität Kiel, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft
für Geschlechtserziehung (DGG)
"Lieber Rolf,
zu Deinem heutigen ganz besonderen Geburtstag ganz besondere Glückwünsche!!!!
Du kannst nun schon auf einen beachtlichen Teil eines "Lebenswerks"
zurückblicken, das immer noch weiter wächst, schon viele,
viele Menschen erreicht hat und künftig noch erreichen wird. Sie
alle haben Grund, Dir dankbar zu sein und werden Dich dies auch wissen
lassen.
Was mich als augenblicklichen Präsidenten der von Dir
gegründeten DGSS dankbar stimmt, ist Deine immer
verläßliche Loyalität, Dein Realitätssinn für
das Machbare und Dein unermüdlicher Arbeitseifer für die gute
Sache. Ohne Dich wäre die DGSS nicht entstanden und könnte
auch jetzt nicht weiterbestehen.
Andererseits aber weiß ich auch, daß Du ein Triumvirat
anführst und sozusagen an der Spitze einer Alterspyramide mit
einer grundsoliden Basis zweier verdienter Helfer stehst. Auch ihnen
gebührt unser aller Dank dafür, daß sie Dich in jeder
Weise fit halten.
Also: Laß Dir diesen Geburtstag zur weiteren Stärkung dienen
und laß dann auch die deutsche Sexualwissenschaft weiter von
Deiner Energie profitieren. In diesem Sinne: 60 mal Hoch! Und viel
Freude am heutigen Tage! Und dann natürlich noch an allen weiteren
Tagen zu unser aller Nutzen!
Dein Erwin
(Glückwünsche auch von Gene!)"
- Prof. Dr. Dr. Erwin J. Haeberle,
Direktor des Archivs für Sexualwissenschaft, Robert Koch-Institut,
Berlin; Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS)
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