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Dean Durber, Perth (Australien):

The Attack of Queer Bodies on Gay Beings:
The Death of The Homosexual
(Der Angriff queerer Körper auf schwule Wesen:
Der Tod des Homosexuellen)

Die Etablierung der homosexuellen Species entspringt der Annahme, dass gleichgeschlechtliche körperliche Lust auf die reale Existenz eines besonderen Wesens hinweise, des Homosexuellen. Diese soziale Konstruktion deckt sich mit einem bürgerlichen Bedürfnis nach körperlicher Regelung innerhalb des Diskurses der Moderne. Aber die Pathologisierung von sexuellen Handlungen in sexuelle Typungen ist kein abgeschlossenes Kapitel des 19. Jahrhunderts, sondern ein fortdauernder Prozess, der heute durch einen Diskurs der "gay liberation" verstärkt wird.

In diesem Paper trage ich vor, dass die Schwulenbewegung keinen Erkenntnisfortschritt für das Verständnis gleichgeschlechtlicher Sexualkontakte liefert. Im Gegensatz zu der gängigen Behauptung, diese Bewegung habe zur Befreiung der Schwulen beigetragen, entwickle ich die These, dass die Etikettierung aller Männer mit Sexualkontakten zu anderen Männern als "homosexuell" nur die Bereitschaft enthüllt, sich an der bourgeoisen Überwachung und Kontrolle der Körper zu beteiligen. Dieses fortdauernde Versagen des Diskurses in der Schwulenbewegung stellt eine Verweigerung der Erkenntnis dar, dass die beharrliche Verwendung der Kategorie "die Schwulen" einen Akt körperlicher Kolonisierung darstellt, der den Wünschen und Bedürfnissen des herrschenden bürgerlichen Diskurses entspricht.

Im Gegensatz dazu ist in der queeren Theorie ein schwuler Körper einer, der eher handelt als ist. Ich bestreite die gesellschaftlich verherrschende Bevorzugung 'innerer Orientierung' über 'äusserem Fleisch' und lege dar, dass Männerkörper Kontakt mit anderen Männerkörpern haben können, ohne diese Handlung von einer Sehnsucht nach einem männlichen Sexual-Objekt getrieben ist. Ausserdem können Körper sexualisierte Lust mit anderen Körpern auch ohne Bezug auf anatomischen Sex als Komponente bzw. Auslöser geniessen. Die Anerkennung des mit Sex ausgestatteten Körpers ist wesentlich für die Aufrechterhaltung des 'vernatürlichten' Homo-Hetero-Dualismus. Aber wenn anatomischer Sex nicht der Lust-Focus ist, der zu Sexualkontakten führt, kann es keine Heterosexuellen, keine Homosexuellen geben. Im Fall von sexualisierten Mann-Mann-Kontakten ist dann ein Penis nicht immer ein Penis.

Zur Person:

Doktorand an der Curtin University in West- Australien. Die Dissertation untersucht die Marginalisierung nicht-homosexueller Mann-Mann-Lust innerhalb des Diskurses der Schwulenbewegung. Insbesondere werden Vorstellungen von Lust untersucht, die ausserhalb von Sexualobjekten möglich sind (Mann-Junge, Bruder-Bruder). Vorträge und Lehraufträge an mehreren Universitäten. Veröffentlichungen: journalistische Artikel, 'queer' fiction. - Arbeits- und Studienaufenthalte in Europa, Asien und Australien.

Anschrift:
Institutional Affiliation: Curtin University, GPO Box U1987, Perth, WA 6845, Australia
Discipline: Department of Communication and Cultural Studies
P. O. Box 233, Hamilton Hill, WA 6963, Australia
Tel.: (61) 08 93178349
E-mail: d.durber@curtin.edu.au

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